IBA

Holz


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Nistkastenbau mit Kamera

 

Seit Dezember ist das Nistkastenprojekt in der Planung für IBA-Holz (Integrierte Berufsvorbereitung mit Anschlussperspektive, 11. und 12. Klasse). Bei meiner Vorab-Recherche fand ich eine Internetseite, auf der sehr ausführlich, mit Fotos dokumentiert, der Bau eines Nistkastens inkl. Kamera dargestellt wird. In der Beschreibung zum Bau steht, dass diese Anleitung nicht für gewerbliche Zwecke genutzt werden darf.

Also schrieb ich Herrn Alexander Fuhr an und fragte, ob es für Schulzwecke erlaubt sei. Dabei erwähnte ich den Namen unserer Schule mit dem Schwerpunkt Autismus.

In der sehr umfangreichen Antwort erwähnte Herr Alexander Fuhr (28), dass er auch Autist sei. Welch ein Zufall.

Die Mails wurden länger, sehr viel länger und persönlicher, wir waren dann beim „Du“ und dann habe ich ihn eingeladen, bei mir zu übernachten und die Schule zu besuchen. Der Kontakt war zu diesem Zeitpunkt ca. 2 Wochen alt.

Alexander ist noch nie so weit mit dem Auto gefahren (von Siegen bei Köln nach Berlin) und hatte Sorge, dass er durch eine „Betonwüste“ fahren muss, ohne Parkmöglichkeiten. Alles Stressfaktoren, die ich ihm aber glaubhaft nehmen konnte. So ist Alexander ganz mutig, sich auf eine neue Situation einlassend, an einem Donnerstag Ende Februar mit seinem Smart in meine freie Einfahrt eingefahren (die BerlinerInnen werden jetzt schmunzeln, aber bitte aus dem Blickwinkel von Alexander betrachten).

Nachdem die Unterkunft und das Essen geregelt waren, haben wir uns spät, bis in die Nacht, lachend unterhalten, Spaß gehabt, wir verstehen uns.

Am nächsten frühen Morgen sind wir dann durch die „Betonwüste“ zur Comenius gefahren. Alexander hat keine Betonwüste gesehen, denn Berlin ist zumindest auf dieser Strecke nicht so schlimm, wie er vermutet hat.

Dann vier Stunden Unterricht in der Holzwerkstatt. Der Nistkasten war fertig und die Technik, mit finalen Vorbereitungen der Kamera (scharf stellen, Focus zu positionieren) fast so weit, jetzt den Nistkasten visuell in das „Hochsicherheitsnetzwerk“ der Schule einzubinden. Unterstützung hatten wir durch Iwan, dem „Sicherheitsadministrator“ für die Comenius.

Die letzten beiden Stunden verbrachten wir in der Klasse C 3. Dort lernte Alexander das erste Mal! Autisten kennen. Er selbst war an einer Regelschule und dort gab es keinen Autisten, dementsprechend war er auch aufgeregt (drei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor).

Wir kamen sehr gut mit der Klasse ins Gespräch und Alexander konnte fesselnd von seinen Erlebnissen berichten und hatte dabei die volle Aufmerksamkeit der Klasse. Gleichzeitig sah Alexander von den Jugendlichen der C 3, welche Neigungen sie haben und auch, dass wir uns alle ganz „normal“ unterhalten können. Ich denke, dass Alexander der Schultag positiv in Erinnerung geblieben ist. Am Ende des Schultages gab es noch ein Fotoshooting. Meine Direktorin Frau Walther hat Alexander mit seinem professionellen Nistkasten und mich mit dem IBA-Nistkasten im Eingangsbereich unserer Schule fotografiert. Der offizielle Teil war nun erledigt.

Danach Pizza essen und eine kurzes Nickerchen.

Gegen Abend haben wir einen Nistkasten, den er verkauft hatte, in Potsdam ausgeliefert und gegen 21 Uhr waren wir am Brandenburger Tor (weniger Menschen). Ich habe die Ehrfurcht bei Alexander gespürt, als er vor dem Brandenburger Tor stand, dem Wahrzeichen Berlins und Deutschlands, auf Euromünzen geprägt. Zu Fuß vorbei an der Amerikanischen Botschaft und dem Adlon zum Holocaust-Mahnmal und zum Reichstag, halt Sightseeing.

Am Samstag waren wir noch an der Mauer, Bernauer Straße, das volle Programm.

Bei alle dem habe ich den Austausch mit Alexander sehr genossen.

Gegen Nachmittag ist dann Alexander nachhause gefahren.

 

Übrigens arbeitet Alexander als Teilezurichter und Schweißer in seinem elterlichen Betrieb.

 

Unser Comenius-Nistkasten hängt bereits, wir warten auf die Kohlmeisen und hoffen, dass es in diesem Jahr noch zum Brüten kommt. Wenn nicht, dann bestimmt im nächsten Jahr.

Angedacht ist, dass wir im Eingangsbereich der Schule einen Monitor oder Beamer haben, damit die Kinder in Echtzeit in den Nistkasten sehen können. Das steht noch an... .

 

Ich freue mich, dass ich Alexander kennenlernen durfte, Einblicke in seine Sichtweisen bekam und ich habe dabei viele neue Erfahrungen sammeln können.

 

Dafür danke ich dir, Alexander!

 

Soweit ich es überblicke, hat Alexander auf seiner Homepage noch nie erwähnt, dass er Autist ist. Wenn es so ist, finde ich das großartig für Ihn, wie auch für mich.

Einen Blick auf die Homepage empfehle ich dringend (https://www.nistkasten-livestream.de/), denn dort werden Nistkästen in Echtzeit gezeigt. Aber auch der daran angeschlossene Onlineshop ist interessant. Dort werden Nistkästen mit Kamera und Internetanschluss zum Kauf angeboten. Auf der Homepage befindet sich auch ein sehr schön zu lesender Erlebnisbericht aus Alexanders Sicht, natürlich sauber verlinkt mit der Homepage unserer Schule (https://www.nistkasten-livestream.de/blog/).

Ich freue mich, dass ich das alles erleben durfte!

Henrik Aust

IBA-Holz

 

Funktionsweise und Material des Nistkastens

 

 

Tagsüber ist der Nistkasten beleuchtet, so kann die Kamera in Farbe senden. Nachts ist das Licht aus und die Bilder werden per Infrarot in schwarz-weiß gesendet. Dies regelt der Dämmerungsschalter (ca. 14 €). Sollte der Dämmerungsschalter kaputt gehen, gibt es einen Notausknopf, um das Licht dauerhaft abzuschalten. In der Kamera (ca. 75 €) ist eine Micro SD-Karte verbaut, damit man auch Dinge sehen kann, die nicht live gesehen werden, wenn z.B. die Schule geschlossen ist.

Die Kamera ist mit einem LAN-Kabel mit der Schule verbunden, sie hat aber auch W-LAN.

Der Nistkasten ist aus sägerauer Fichte (ca. 12 €) gefertigt, außen grob geschliffen und mit kaltgepresstem Olivenöl eingeölt. Innen ist der Kasten nicht geölt und nicht geschliffen. Die Meisen können sich so dort besser festkrallen.

Das Einflugloch ist sehr glatt geschliffen und es gibt keine scharfen Kanten, damit das Federkleid nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.

Das sehr dunkle Holz für das Dach ist eine Siebdruckplatte (ca. 5 €), die sehr wetterbeständig ist (Anhängerböden werden aus diesem Material gefertigt). Das Einflugloch hat ebenfalls eine Siebdruckplatte zum Schutz vor Spechten, die sonst das weiche Holz der Fichte aufhacken und sich dort im Innern die Jungen holen könnten.

Der gesamte Kasten hat ca. 110 € gekostet.

Ich habe 140 € ausgegeben und habe einige Kabel, Lampen, Schalter und Leuchtschienen noch über. Bei Bedarf bitte melden, ich kann den Großteil nicht weiterverwenden.

Für Fragen stehe ich natürlich mit meinem IBA-Team zur Verfügung.

 

Henrik Aust

 

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